Wie einfach Gehen Ihr Leben entspannen kann
Zugegebenermaßen war ich selbst nie ein großer Fan von Spaziergängen – bis ich angefangen habe, mich -zufällig mit den unglaublichen Mechanismen zu beschäftigen, die beim Gehen ablaufen. Die Erkenntnisse darüber, wie sehr diese einfache Aktivität unser Wohlbefinden fördern kann, haben mich völlig fasziniert. Das hat mich dazu inspiriert, wissenschaftliche Zusammenhänge nicht nur für mich, sondern auch für andere verständlich zu machen. Denn ich habe festgestellt: Dinge wirklich umzusetzen, fällt mir viel leichter, wenn ich die Hintergründe dahinter verstehe. So mache ich mich nun regelmässig auf um einfach zu gehen.
Mit diesem Ansatz möchte ich Ihnen zeigen, warum Gehen nicht nur Bewegung, sondern ein kraftvolles Werkzeug für Ihre mentale und körperliche Gesundheit ist – unterstützt durch wissenschaftliche Erkenntnisse, die Sie in Ihrem Alltag nutzen können.
Optic Flow: Wie Bewegung das Gehirn beeinflusst
Beim Gehen erleben wir das Phänomen des Optic Flow, das entsteht, wenn unsere Augen Bewegungen in der Umgebung wahrnehmen, während wir uns fortbewegen. Studien zeigen, dass diese visuelle Wahrnehmung das Nervensystem direkt beeinflusst. Die Aktivität der Amygdala, die für die Verarbeitung von Angst und Stress zuständig ist, wird durch diesen Effekt gedämpft. Dadurch fühlen wir uns entspannter und können Stress leichter abbauen (Stickgold, 2008).
Eine Untersuchung von Hamacher et al. (2015) unterstreicht, dass Optic Flow während des Gehens nicht nur zur Orientierung dient, sondern auch eine beruhigende Wirkung auf das Gehirn hat. Diese visuelle Stimulation, kombiniert mit der rhythmischen Bewegung des Körpers, aktiviert Bereiche im Gehirn, die mit emotionalem Wohlbefinden und kognitiver Verarbeitung verbunden sind (Hamacher et al., 2015).
Einfach Gehen, Stressabbau und mentale Gesundheit
Neben dem Optic Flow wirkt Gehen auch durch die rhythmische, beidseitige Bewegung der Beine und Arme beruhigend auf das Nervensystem. Ähnliche Effekte werden in der Psychotherapie, insbesondere in der Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)-Therapie, beobachtet, bei der gezielte Augenbewegungen eingesetzt werden, um Stress und Traumata zu verarbeiten (Stickgold, 2002).
Darüber hinaus zeigen Studien, dass regelmäßiges Gehen neuroprotektive Effekte haben kann, indem es die Freisetzung von Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) fördert – einem Protein, das für neuronale Plastizität und die Reduktion von Stress verantwortlich ist (Shimada et al., 2017).
Kognitive Leistungen
Einfach gehen ist nicht nur gut für die psychische Gesundheit, sondern verbessert auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Shimada et al. (2017) zeigten, dass regelmäßiges Gehen die Aktivität in Hirnregionen wie dem Hippocampus und der präfrontalen Hirnrinde steigert, die für Gedächtnis und Aufmerksamkeit entscheidend sind. Diese Effekte sind besonders bei älteren Erwachsenen von Bedeutung, da sie mit einer Verringerung des kognitiven Abbaus in Verbindung stehen.
Einfach gehen lassen? Die Rolle der freien Bewegung
Damit Gehen seine volle Wirkung entfalten kann, ist es wichtig, dass es gleichmäßig und schmerzfrei erfolgt. Insbesondere die Halswirbelsäule (HWS) sollte frei beweglich sein, da sie für eine gesunde Kopfhaltung und Blickführung entscheidend ist – beides essenziell für einen optimalen Optic Flow und eine entspannte Körperhaltung.
Gehen in der Natur verstärkt die Wirkung des Optic Flow sogar noch, da die vielfältigen Sinneseindrücke wie wechselnde Lichtverhältnisse, Farben und Geräusche das Gehirn zusätzlich stimulieren. Auf dem Laufband oder im Auto bleibt diese natürliche Wahrnehmung begrenzt, und der starke beruhigende Effekt bleibt aus. Kombiniert mit einer freien Bewegung der Halswirbelsäule entfaltet Gehen in der Natur daher die besten gesundheitlichen und mentalen Vorteile.
Fazit: Wissenschaftlich gestützt und einfach umsetzbar
Banales Gehen ist eine leicht zugängliche und effektive Möglichkeit, Stress zu reduzieren, die mentale Gesundheit zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Unterstützt durch wissenschaftliche Studien, wird deutlich, dass regelmäßige Bewegung – insbesondere, wenn sie ohne Schmerzen und mit einer freien Halswirbelsäule durchgeführt wird – sowohl das Gehirn als auch den Körper positiv beeinflusst.
Falls Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen Sie vom Gehen abhalten, kann eine chiropraktische Behandlung helfen, diese Barrieren zu überwinden. Gemeinsam finden wir einen Weg, wie Sie sich wieder frei bewegen und die Vorteile eines entspannten Lebens genießen können.
Referenzen
- Hamacher, D., Herold, F., Wiegel, P., Hamacher, D., & Schega, L. (2015). Brain activity during walking: A systematic review. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 57, 310–327. Link zur Studie
- Stickgold, R. (2002). EMDR: A putative neurobiological mechanism of action. Journal of Clinical Psychology, 58(1), 61–75. Link zur Studie
- Stickgold, R. (2008). Sleep-dependent memory processing and EMDR action. Journal of EMDR Practice and Research, 2(4), 289–299. Link zur Studie
- Shimada, H., Ishii, K., Makizako, H., Ishiwata, K., Oda, K., & Suzukawa, M. (2017). Effects of exercise on brain activity during walking in older adults: A randomized controlled trial. Journal of NeuroEngineering and Rehabilitation, 14. Link zur Studie
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